Intelligentes Kabarett mit Peter Frohleiks und Tobias Willmann im Alten Rauthaus
Kontrollversuch bei Kulturzug
Bebra. Mit Wort-, Gesangs- und Tanzeinlagen haben Peter Frohleiks und Tobias Willmann unter dem Titel „Kontrollversuch“ das Publikum im Alten Rathaus in Bebra unterhalten. Die Veranstaltung des Kulturzugs Bebra bot einmal mehr intelligentes und facettenreiches Kabarett, das auch leise Töne beinhaltete.
Ob als überforderte Familienväter mit Sack und Pack im Urlaub oder als dem Alterungsprozess ausgesetzte Männer mit Rückenleiden – Frohleiks und Willmann zeigten, dass sie auch über ihre eigenen alltäglichen Sorgen und Schwächen lachen können.
Eine Fähigkeit, die die beiden Künstler sehr sympathisch machte und für gute Stimmung sorgte. Die Zuschauer freuten sich über temporeichen Sprach- und Bewegungswitz und strapazierten nicht nur ihre Lach-, sondern auch die Denkmuskeln.
Persifliert wurden verarmte Millionäre auf der Suche nach immer neuen Steueroasen, die besten Freundinnen mit dem aktuellsten Klatsch und Tratsch sowie die ewig wiederkehrenden Umzüge als Höhepunkte familiärer Spießigkeit. Höhepunkte auf der Bühne waren die bizarre Wandlung von Volksmusiker Heino zum Rocker, die gemeinsam gesungenen Lieder zu aktuellen Themen sowie die pantomimischen Einlagen, die an Körpereinsatz, Mimik und Gestik kaum zu überbieten waren.
„Unsere Stühle bringen uns um“, so die Künstler in einer Nummer zum Thema Gesundheit. „Sie sind gefährlicher als Zigaretten.“ „Sind Sie auch Kettensitzer?“, fragten sie ins Publikum. „Dann werden Sie Mitglied der ersten Selbsthilfegruppe für Sitzgeschädigte oder nehmen Sie an dem Seminar ‚Sitzfrei in drei Tagen’ teil.“ Auf allen Sitzgelegenheiten sollten Warnhinweise mit ekligen Bildern angebracht sein, so wie man es zum Teil bereits von Zigarettenschachteln kennt.
Pinkeln im Stehen
Beide Künstler unterstützten die Aktion „Pinkeln im Stehen“ als eine von den Krankenkassen geförderte Gesundheitsvorsorge. Bis zum umfangreichen Sitzverbot für öffentliche Räume sei es, zum Glück, nicht mehr weit.
Und außerdem könne die ganze Familie beim nächsten Umzug gleich direkt zu Ikea ziehen. Denn dort lande man ja doch beim Möbelkauf – und angesichts der vielen notwendigen Umtausch-Aktionen, könne man dort auch gleich übernachten.
Auch Kritisches wurde thematisiert: „Was, Herr Willmann? Sie lassen Ihre Kinder Krieg spielen und womöglich auch Cola trinken?“ Vater Willmann schweigt betreten. Deutschland sei doch sowieso ein Waffenland. Der Gedanke, dass hier Waffen produziert und exportiert werden, verursache ja auch kein gutes Gefühl. Wird es deswegen eingestellt? „Nein. Die Rendite ist einfach unschlagbar.“
Von Alexandra Koch
(Hessische/Niedersächsische Allgemeine)
Zwischen Ikea-Wahn und Heino-Parodie
Von Anke Emmerling (Trierer Volksfreund 03.02.14)
Einen kurzweiligen Abend haben die beiden Kabarettisten Peter Frohleiks und Tobias Willmann ihrem Publikum in der Tufa beschert. Unter dem Titel "Kontrollversuch" bereiteten sie in einer bunten Mischung aus szenischem Spiel, Tanz, Gesang und Pantomime aktuelles Zeitgeschehen wie auch Themen aus Familien- oder Beziehungsalltag auf.
Trier. Das hat etwas von einem Boygroup-Auftritt: Die zwei in Anzüge gekleideten Herren Tobias Willmann und Peter Frohleiks tanzen mit synchronen Bewegungen über die Bühne und singen zu "Die Da" von den Fantastischen Vier. Da sitzt und passt alles. Kein Wunder, die zwei sind in Spiel, Musik, Tanz und Bewegungstheater an der Sporthochschule Köln ausgebildet worden und haben bereits früher erfolgreich zusammengearbeitet. Von 2001 bis 2008 waren sie im Kabarett-Trio "Männerkulturen" unterwegs. Im Die-Da-Song erzählen sie, wie sie inzwischen Familien gegründet haben. Das war Grund für Willmanns Auszeit, liefert jetzt aber auch jede Menge Stoff fürs Wiedervereinigungsprogramm. Das Duo breitet in Spielszenen, Dialogen oder umgedichteten Schlagern genüsslich aus, wie drastisch sich das Leben eines Mannes durch Familie ändert. Er muss ständig Umzüge organisieren, weil das weibliche Familienoberhaupt nach diversen Ikea-Umtauschaktionen immer noch gravierende Nestbau-Mängel beklagt.
Wahnsinn des Männerlebens
Das Duo widmet sich auch dem Wahnsinn im Männerleben außerhalb der Familie. Da gibt Frohleiks eine Glanzvorstellung als Heino, der seine schwarzbraune Haselnuss in martialischen Rockklängen besingt. Beide zusammen liefern eine grandiose Sportreportagen-Nummer als Banker, die so lange mit von Angela Merkel bewilligten Hilfsgeldern zocken, bis wieder eine gigantische Blase platzt. Schön bissig geraten ist auch ihr Auftritt als Pauschaltouristen in Ägypten, die gegen den "lästigen" Aufstand dort protestieren oder ein Protestsong Berlusconis gegen seinen Ausschluss aus dem Parlament. Die Themenvielfalt macht das Programm ebenso kurzweilig, wie die vielen Stilmittel zur Umsetzung, darunter Gesang, Musikparodie, Pantomime, dialogisches oder synchrones Sprechen. Die beiden Kabarettisten geben vollen Körpereinsatz, stark sind sie vor allem tänzerisch. Mit einer geschmeidigen Rumba entfachen sie größte Begeisterung. Sehr gut kommt auch ihr mimisches Talent an, das in der Darstellung zweier tratschender Freundinnen oder eines über Putin witzelnden Schwulenpärchens Höhepunkte erlebt. ae
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/trier/Heute-in-der-Trierer-Zeitung-Zwischen-Ikea-Wahn-und-Heino-Parodie;art754,3777316
Selbst vor Heino keinen Respekt
Von Ruth Lütz-Bedorf (KSTA 03.11.13)
Peter Frohleiks und Tobias Willmann haben mit ihrem Kabarettprogramm "Kontrollversuch" im Pulheimer Walzwerk das Publikum begeistert. Zu fröhlicher Pub-Musik stampften die Spaßvögel tanzend über die Bühne.
An der Zugabe arbeiten wir noch“ , sagt Peter Frohleiks und verweist auf die eigentliche Premiere am nächsten Sonntag im Kölner Bürgerhaus Stollwerck. Zusammen mit Tobias Willmann hat er soeben mit „Kontrollversuch“ im Pulheimer Walzwerk eine gut zweistündige Vorpremieren-Vorstellung geboten, die die zahlreich erschienenen Zuschauer restlos begeistert hat.
Die Kabarettisten hatten sich schon von 2001 bis 2008 zusammen mit Theo Vagedes im Trio „Männerkulturen“ einen Namen gemacht. In der Zwischenzeit war Frohleiks als Solokünstler erfolgreich, Willmann legte eine familiäre Pause ein. Auskunft über diese letzten Jahre und ihr verändertes Familienleben geben sie in einem fulminaten Rap, mit dem sie in ihr Programm hineinspringen. Und aus ihren neu gewonnenen Erfahrungen im Zusammenleben mit Kindern wissen sie – beispielsweise über Kindergeburtstage und Strandurlaube – die schönsten komödiantischen Funken zu schlagen.
Ihre Themen finden Frohleiks und Willmann im kleinen und größeren alltäglichen Geschehen – von Beziehungsfragen über die Finanzkrise bis zum Aufstand in Ägypten. Mit Gesangs- und Tanzeinlagen persiflieren sie allseits bekannte Absurditäten. Wunderbar gelingt ihnen dabei etwa die bizarre Wandlung des alt gewordenen Heinos zum Rocker. In bizarren Sprüngen, unterstützt von waberndem Nebel, schmettert Peter Frohleik mit Blondschopf und Sonnenbrille: „Hier kommt die Haselnuss!“
Die beiden Kabarettisten kennen sich schon seit Studienzeiten. An der Deutschen Sporthochschule in Köln engagierten sie sich im Bereich Spiel-Musik-Tanz/Bewegungstheater. Diese profunde Ausbildung, gepaart mit langjährigem Training und vielfacher gemeinsamer Arbeit, befähigt sie zu perfektem Zusammenspiel.
Zu fröhlicher Pub-Musik („Whiskey in the Jar“) stampfen die Spaßvögel tanzend über die Bühne. Sie mimen zwei irische Banker, die sich über 14 Milliarden Euro freuen, die die dumme EU ihnen soeben überwiesen habe: ein kabarettistisches Paradestück. Hier hatte dem Duo wieder einmal die Realität die Steilvorlage geliefert. Wie ein Telefon-Mitschnitt bewies, hatten mit „neuer Tag, neue Milliarde“ seinerzeit irische Bankmanager tatsächlich die Finanzaufsicht verhöhnt und sich über die EU-Bankhilfen lustig gemacht.
Immer wieder nutzen die Künstler bekannte Ohrwürmer, unterlegen sie mit persiflierenden Texten und karikieren so zur Freude des Publikums allseits bekannte Missstände, so etwa mit dem Höhner-Song „Die Karawane zieht weiter“, den sie ummünzen in „Dat Kapital, dat zieht weiter, der Weltmarkt hät Doosch!“.
Marco Seypelt, der Leiter des Walzwerk-Theaters, sorgte für die perfekte Bühnentechnik und unterstützte so die „Kontrollversuch“-Truppe, zu der als Regisseure noch Uwe Scharan und Herbert Hasters gehören.
http://www.ksta.de/pulheim/kabarett-in-pulheim-selbst-vor-heino-keinen-respekt,15189190,24889188.html